Notizen aus … (4/2022)

 

… aus der Dreistadt

Feier am Tag der Deutschen Einheit Auf den 3.Oktober hatte die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Danzig, Cornelia Pieper, aus einem doppelten Anlass zur einer Festveranstaltung in die Baltische Philharmonie geladen. Zum einen galt die Feier dem deutschen Nationalfeiertag, zum anderen dem 50-jährigen Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland. Zu den Gästen, die von der Generalkonsulin allesamt sehr herzlich begrüßt wurden, gehörten die folgenden, die sich nach der Gastgeberin auch ihrerseits mit kurzen Ansprachen an die versammelte Festgesellschaft wandten: die Danziger Stadtpräsidentin Aleksandra Dulkiewicz, die Vizemarschallin der Woiwodschaft Pomorze, Agnieszka Kapała-Sokalska, der Marschall der Woiwodschaft Ermland und Masuren, Gustaw Marek Brzezin, sowie Burghart Jung, der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig. – Nachdem die Nationalhymnen erklungen waren, begann ein Konzert des transkulturellen Ensembles „Klänge der Hoffnung“, das von der in Leipzig beheimateten Stiftung Friedliche Revolution getragen wird. Unter der Leitung von Ali Pirabi, der 2017 in Leipzig auch die Internationale Musikschule gründete, musizieren hier Musikerinnen und Musiker mit und ohne Fluchtbiografie gemeinsam und bringen ihre Erfahrungen mit unterschiedlichen Musikkulturen kreativ miteinander in Kontakt.

Totengedenken an Allerheiligen Auf dem Gebiet des 1956 aufgelassenen ehemaligen evangelischen Hl. Leichnam-Friedhofs wurde im Jahre 2002 der „Friedhof der untergegangenen Friedhöfe“ eingerichtet. Er erinnert an die nahezu 30 Danziger Friedhöfe, die – allermeist in den 1960er und 1970er Jahren – beseitigt worden sind. Diese Initiative hatte der charismatische, 2019 ermordete Stadtpräsident Paweł Adamowicz damals beim ersten „Welttreffen der Danziger“ ergriffen, und nach Möglichkeit nahm er zeitlebens an Allerheiligen auch selbst regelmäßig am Totengedenken teil. 2022 wurde an die Tradition der Gedenkfeier wieder angeknüpft. ­

In ihrer Ansprache mahnte die Nachfolgerin von Paweł Adamowicz als Stadtpräsidentin, Aleksandra Dulkiewicz, dass es den Danzigern ohne ein würdiges Gedenken an die Vorfahren nicht gelingen könne, der Zukunft gleichermaßen – dem Wahlspruch der Stadt entsprechend – mutig wie besonnen entgegenzusehen. Während der anschließenden Zeremonie entzündete sie ebenso wie Vertreter von unterschiedlichen Religionen und Konfessionen Grablichter auf der massiven schwarzen Marmorplatte, die an einen Brandopferaltar oder auch einen Katafalk erinnert. Am Fuße des Unterbaus liegen wie zufällig arrangierte Fragmente von Grabsteinen mit Inschriften in deutscher, hebräischer und polnischer Sprache.

Anna Labudda

 

Tragödie auf der Mottlau Beim Untergang eines kleinen Ausflugschiffes stürzten 14 Personen ins Wasser. Obwohl sich das Schiff des Hafenlotsen, ein Hafenschlepper, ein Katamaran, der sich auf der Rückfahrt von der Westerplatte befand, und mehrere Sportboote an der Rettungsaktion beteiligten, konnten drei der Passagiere, darunter eine schwangere Frau, nur noch tot geborgen werden. Das Unglück ereignete sich, als das Boot, ein Nachbau eines kleinen, 9 m langen mittelalterlichen Binnenschiffs, auf der Höhe der Danziger Werft von der Bugwelle eines größeren Schiffes erfasst und umgeworfen wurde. Auf die großen Gefahren, die gerade diese Passage für kleine, insbesondere tiefliegende Wasserfahrzeuge birgt, haben die Werft und die Wasserschutzpolizei schon oftmals hingewiesen. Der Bootsführer und der zweite an Bord tätige Seemann wurden festgenommen. Gegen sie ist, wie die zuständige Staatsanwältin Grażyna Wawryniuk mitteilte, inzwischen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Strand-Rekonstruktion Der zwischen Zoppot und Gdingen gelegene Strand von Adlershorst steht den Einwohnern und Touristen wieder in der gewohnten Breite zur Verfügung. In den Wintermonaten 2021/22 war er durch das stürmische Wetter nahezu vollständig zerstört und ist jetzt mit 150.000 m3 neuem Sand wieder angeschüttet worden. Das See- und Schifffahrtsamt Gdingen hatte dafür 4,5 Mio. Złoty aufzubringen; denn der Sand stammte zwar aus dem Ausbau des Danziger Nordhafens, musste aber unter erheblichen Kosten herbeigeschafft werden. Das Projekt bleibt allerdings nicht auf diese Maßnahme beschränkt. Im Abstand von 100 m werden noch Wellenbrecher aus Beton aufgestellt, die den Strand vor Erosionen durch neue Unwetter bewahren sollen. Dieser Küstenschutz wird nochmals eine Investition von 15 bis 20 Mio. Złoty erfordern. Die besonders hohe Bedeutung des Strandes von Adlershorst liegt in der Entlastung desjenigen von Zoppot, der in der Badesaison rettungslos von Touristen überlaufen ist.

Großer Brocken Nach längeren Verhandlungen soll das Bernsteinmuseum den bislang größten bekannten BernsteinkIumpen der Welt erwerben können. Er stammt von der Insel Sumatra, wo er in einem Braunkohlebergwerk entdeckt worden war, und befindet sich noch im Besitz eines Geschäftsmannes aus Singapur. Dank staatlichen Fördermitteln dürfte der Ankauf jetzt unmittelbar bevorstehen. Der Stein wiegt 68,15 kg und seine Maße betragen 74 × 57,1 × 42,1 cm. Demgegenüber nimmt sich der bisherige Rekordhalter mit 50,4 kg und einer Länge, Breite und Höhe von 55 × 50 × 42 cm geradezu schwächlich aus. Nach dem Erwerb wird der Brocken von Ewa Wagner-Wysiecka, einer renommierten Danziger Professorin für Chemie und Technologie von Funktionsmaterialien, eingehend untersucht. Danach wird er dann zum allerersten Male auch der Öffentlichkeit zugänglich sein – und nicht zuletzt umgehend zum Eintrag in das Guinnes Buch der Rekorde angemeldet.

Mord aus Versehen In Danzig steht ein 33-jähriger Angeklagter vor Gericht, der zu späterer Stunde einen 46-Jährigen in der Altstadt von hinten angefallen und, angeblich in der Absicht, ihn nur zu betäuben, stranguliert hatte. Danach durchsuchte er die Taschen des Opfers, nahm alle Wertsachen an sich und entfernte sich vom Tatort. Als die Polizei ihn am nächsten Tage festnahm, erfuhr er, dass der Mann bei dem Angriff getötet worden war. Nun ist der Täter des Mordes angeklagt und muss mit einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe rechnen.

Peter Neumann

 

… Marienburg

 

Gradierwerk Aus Mitteln des Bürger-Budgets ist im Park der Wohnsiedlung Süd ein Gradierwerk errichtet worden. Von diesem Freiluftinhalatorium erhoffen sich die Bewohner einen förderlichen therapeutischen bzw. prophylaktischen Einfluss in Bezug auf Atemwegs­erkrankungen. Nach einer langen Wartezeit sind – nun leider zu einer nicht allzu günstigen Jahreszeit – auch Sitzbänke aufgestellt worden. Bislang ist allerdings die Betriebsart noch nicht geklärt: Die Anlage kann entweder dauerhaft in Funktion gehalten oder jeweils durch einen Bewegungssensor aktiviert werden. Aktuell wird darüber abgestimmt, ob im Stadtpark nicht ein weiteres Gradierwerk aus dem Bürgerbudget für 2023 erbaut werden sollte.

 

Ein neuer Park Die von den Bürgern seit längerem erwartete Neugestaltung der Grünfläche bzw. des ehemaligen Friedhofs am Jerusalem-Hospital, über deren konkrete Realisierungsabsichten wir (in DW  3 / 2021) ausführlich berichtet hatten, sind nun abgeschlossen worden. Dabei ist ein Park entstanden, der zum Spazierengehen einlädt, Kindern einen attraktiven Spielplatz bietet und in dem man auch etwas für die eigene Fitness tun kann. Überdies wurden Informationstafeln zur Geschichte dieses Ortes aufgestellt; und die installierten Überwachungskameras vermitteln den Nutzern ein höheres Sicherheitsempfinden. Die Besucher sind davon überzeugt, dass die gut 800.000 Złoty eine lohnende Investition gewesen sind.

 

Würdige Bestattung Bei den Arbeiten an diesem neuen Park waren menschliche Überreste entdeckt und exhumiert worden. Sie stammten von Verstorbenen, die in früheren Zeiten auf dem ehemaligen Friedhof am Jerusalem-Hospital beerdigt worden waren. Diese Gebeine sind nun in drei Särge gelegt und Anfang Oktober auf dem Städtischen Friedhof bestattet worden.

 

Gedenken Bei einem Aufenthalt in Marienburg hat die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Danzig, Cornelia Pieper, gemeinsam mit Marek Charzewski, dem Bürgermeister der Stadt, sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Generalkonsulats am 6. Dezember auch die Gedenktafeln aufgesucht, die am 12. September 2016 enthüllt wurden. Sie erinnern an die 2.116 Toten, deren Skelette ab Oktober 2008 bei Bauarbeiten in Marienburg entdeckt und geborgen worden waren und dann am 14. August 2009 auf der Deutschen Kriegsgräberstätte Neumark/Stettin eine würdige Ruhestätte gefunden haben. Die Gedenkstätte, an der die Generalkonsulin ein Blumengebinde niederlegte, ist ihr bekannt, denn sie war bereits bei der Einweihung der Tafeln nach Marienburg gekommen.

Marek Dziedzic

 

 

 

Danzig (Adobe Stock) Danzig (Adobe Stock)
Kompass (Adobe Stock) Galerie (Adobe Stock)
Historisierende Collage (Adobe Stock) Wahlprognosen und Stimmzettel (Adobe Stock)